Zeichnung (549) aus DIE BASIS DES MAKE-UP

"Eine schützende rechte Hand, deren Transparenz alles offenlegt. Die Arbeit des Sohnes (SON), die Penetration - als Industrie und beim Sex, jenseits von Jesus. Das, was um die Wende zum letzten Jahrhundert als Pornografie gehandelt wurde. Gezeichnet 1983, als der rauchende Schornstein zu einem Synonym für das Böse geworden war. Das Innere des Fleisches und Aschewolken, die die Sonne verdunkeln. Willkürliche Setzungen für Vexierbilder. Eine Frucht wahllos herausgreifen, sie verbieten und auf diesem Verbot einen Staat gründen. Die Bibel wäre so das Synonym für einen durchgehaltenen, negativen Blick. Moralischer Terror bereitet die Illusion einer allgemeinen Teilhabe an Gesellschaft. Diese Täuschung muß unbedingt aufrechterhalten werden, um die maßlosen Partikularinteressen an Gesellschaft zu verschleiern. Die wechselnden Verträge, die die Menschheit mit der Sexualität geschlossen haben, spielen darin nur vorübergehende Rollen. Sie als Herrschaftsinstrument einzusetzen, bleibt staatspolitisch aber anhaltend genial." (Aus: The End, Disko 22, 2011).

(1983) 

Zeichnung (550) aus DIE BASIS DES MAKE-UP

"Text under construction"

Eiskopf. 

(2007) 

Zeichnung (551) aus DIE BASIS DES MAKE-UP

"Identitätskäse: Wenn jemand sagt, er sei auf der Suche nach seiner Identität, sollte man ihm wünschen, daß er sie nicht findet. Im Sinne der Festlegung bedeutet Identität unter unserem Wirtschaftsgesetz immer nur Versklavung, und das gilt für Heteros,  Schwule und Transsexuelle gleichermaßen. Ich kenne nicht zwei identische Sexualitäten, nur weiche Übergänge, solange sie gestattet sind. Die Clones-Bewegung der 70er Jahre war eine Sackgasse, und die politischen 'Identitären' von heute sind nur noch ein dummer Witz der Weltgeschichte. Das Coming Out von Irgendetwas mag für kurzfristige Glücksmomente herhalten, vergessen wird dabei aber, daß wir immer noch in prekären Gesellschaften leben, die jederzeit ihren Spieß umdrehen können, und es auch tun werden. Das Identische wird den Menschen zugeschrieben, wer es sich selbst zuschreibt, ist ein Idiot. Jeder kluge Mensch lebt schon aus Notwendigkeit in seinem ganz persönlichen Schrank. Geheimnisse bleiben nicht, was sie sind, sie setzen sich nur in neuer Gestalt fort." (Aus: arsenal, november 20).

Popkäse: Wenn Madonna, eine Frau aus dem Mittelstand mit all ihren Sorgen und Nöten, diese auf einer neuen Platte besingt, kann man sicher sein, daß ihre männlichen Kritikaster Schlange stehen, zumal weil die „Alte“ schon sechzig Jahre alt ist und das tut, was – wie Cher meint – niemanden etwas angeht, auch wenn sie sich ihre Brüste auf den Rücken operieren lassen würde. Wenn sie dann auch noch die Schamlosigkeit besitzt, auf einer reduktiven European Song Contest-Veranstaltung „falsch“ zu singen, wird gleich das Ende einer ganzen Karriere proklamiert. Dabei hat auf dem ESC noch nie jemand „richtig“ gesungen, es kam immer alles faul an. Wie wäre es mit ein paar Fakten? Zum Beispiel, daß es zur Profession gehört, solcherlei Klamauk nicht ernst zu nehmen, eine Stellprobe daraus zu machen und später den richtigen Soundtrack darunterzulegen. Wohl zu schwer zu begreifen für Idioten, die nach Israel fliegen, um eine Queen of Pop korrekt singen zu hören... EILMELDUNG 2020: Zu schön, daß der Popkäse diesmal nicht stattfindet.

Hormunculus. 

(1996) 

Zeichnung (552) aus DIE BASIS DES MAKE-UP

"Das Prinzip Hoffnung - Zweigeschlechtlichkeit in der niederen Tierwelt: Der Süßwasserpolyp Hydra mit Samenhügel, Eihügel und junger Knospe stolziert als Supermodel gekonnt auf einer Eisenstange. Zweimal M, F, m, f = male/female. Am Horizont eine defekte Pipeline bei Grosseto in Italien, die den aus Erdspalten aufsteigenden, heißen Wasserdampf weiterleiten sollte. 1971 balancierte ich ahnungslos darauf herum. Darin eingebettet der von Giorgio Sommer 1873 in Pompeji fotografierte Gipsausguß eines Hohlraumes, den ein 79 nach Christi beim Ausbruch des Vesuvs zu Tode gekommener Mensch in der erstarrten Asche hinterließ. Die giftige Plasmawolke hatte den Schlafenden überwältigt und erstickt. Ein knieender, amerikanischer Soldat im ersten Golfkrieg versucht, eine Katze zu streicheln, die zum Sprung auf die zweigeschlechtliche Hydra auf dem Catwalk ansetzt. Im Hintergrund die irrational lange Menschenschlange vor dem letzten Hubschrauber auf dem Dach der US-Botschaft in Saigon, Ende April 1975. So sieht sie aus, die Hoffnung, wenn sie vorbei ist." (Aus: Schwarze Blöcke, SchwarzHandPresse 2010).

(1997) 

Zeichnung (553) aus DIE BASIS DES MAKE-UP

"Brennende Ölquellen im ersten Golfkrieg. 'Es gibt keinen Eroberer als Gott', lautet die Schrift über den Wolken, in die die Ruinen des von Giorgio Sommer 1882 in Pompeji fotografierten Casa di Marco Lucvezio eingezeichnet sind. Davor schwebt die Skizze eines Foster-Mobils - ein Hubschrauber in der Form eines griechischen Tempels mit Hakenkreuzen als Rotorblätter. Religionen als Institutionen des Militärs sind weltgeschichtlich nichts Neues, aber weiterhin atemberaubend konstitutiv. Jeder mögliche Himmel bleibt von ihnen nachhaltig verstellt, durch ihre Höllen soll jeder durch, ihre Repräsentanten sind deren Hunde. Die Katze auf dem Geländer trägt eine zweigeschlechtliche Hydra als Beute im Maul. Der Soldat, der die Quellen bewacht, hat dafür keinen Blick. Er ist ein Solitär. Hier kommt kein Wanderer mehr nach Sparta, hier ist das universale Opferlamm angesagt. Don't ask, don't tell in jeder Beziehung. Was bleibt, ist der Blick von außen - aus einer Raumkapsel, dem Vergessen an sich, dem ein paralleles Universum gewidmet ist." (Aus: Schwarze Blöcke, SchwarzHandPresse 2010).

(1997) 

Zeichnung (554) aus DIE BASIS DES MAKE-UP

"Admit One, Aufdruck auf einer amerikanischen Kinokarte für eine Person. Darauf sind die Daten zweier Geburtstage vermerkt: eines realen, dem 22. Januar 1948 in Achim, und eines eingebildeten, dem 9. Oktober 1979 in Amsterdam. Im Hintergrund ein kranker Wald, dessen Gesundung mich nie interessiert hat: ein Illusionszusammenhang, der schweigend dasteht, zum Pfeifen anregt und die Gemüter verblödet. Der Hals einer Giraffe wird von einer Heckenschere bedroht. Über ihren Hörnern schwebt ein Rettungshubschrauber. Wenn ich mir etwas abschneiden würde, dann wären das meine Füße, neben denen ich dann stünde. Hier die samt Sandalen abgehackten und später wieder angenähten Füße eines Chinesen. Der Stamm einer Bambus-Staude in China, in den ein Freund 1986 das Logo von Pym Films eingeritzt hatte, verhindert das Zuschnappen einer Schere im Kopf. Ein Staatskapitalismus, in dem die Rollen von Herr und Knecht frei wählbar sind, mit einem austauschbaren Saint-Just als Obermacker, das ist die erfüllte Utopie des All You Can Eat." (Aus: arsenal, november 13).

(1996) 

Zeichnung (555) aus DIE BASIS DES MAKE-UP

"Text under construction"

Drei Giraffen mit von einem Hubschrauberrotor verursachten Einkerbungen in den Hälsen. J (ugend). Produktionsstätte für Tonkrüge in Marokko. Magnolienblüten aus Basel in positiv und negativ. 

(1996) 

Zeichnung (556) aus DIE BASIS DES MAKE-UP

"Der zum Schlafsofa mutierte Kopf einer Giraffe überragt das in vier Teile zerlegte Portrait einer Frau. Nachdenklich betrachtet sie eine elektrisch betriebene Hand, die vor einer Rasierklinge ein Glas serviert. Darüber ein Stab mit zwei weiteren Plastikhänden an den Enden und ein umgekehrt auf einen Stiel aufgesetzter Besen, der ins Bild ragt. Die Frau denkt, Das alles sind Bedeutungsperspektiven, deren Sinn ich nicht erkenne, obwohl er offen vor mir liegt. In vier Teile zerlegt könnte ich vielleicht alles besser verstehen. Zuerst einmal sollte ich schlafen und keine Reue mehr empfinden. Sie döst ein und genießt einen Anfall von Schuldlosigkeit. Nach dem Aufwachen setzt sie ihre Teile wieder zusammen und beschließt, ihre Arbeit von Anderen machen zu lassen. Ein selbstfahrendes Auto läßt sie zuvorkommend die Straße überqueren. Sie bedankt sich mit einem Kopfnicken, das in eine Zentrale übertragen wird. Sind die Leute heute wieder freundlich, denkt ein Beamter. April April, ruft die Frau in die versteckte Kamera." Aus: arsenal, april 17

(1993) 

Zeichnung (557) aus DIE BASIS DES MAKE-UP

"Eine motorisierte Servierhand transportiert ein Glas vor einer angefrästen Rasierklinge aus Edelstahl. Eine Giraffe mit verbundenem Hals blickt aus einem 1975 geschriebenen Brief hervor, ein historisch belegtes Gestammel: "This was run ... and that was ... seen so ... Together they form ... and no room for ... by.“ Ich kann nicht behaupten, daß ich damals an Prozessen und Dialogen interessiert war, eher an Zuständen und Statements. Dieses Desinteresse, das man mit Frieda Grafe auch „Perversion“ nennen könnte, hat sich notgedrungen lange fortgesetzt. Meine Filme verharrten auf Punkten, von denen aus Sehstrahlen den Raum erfaßten. Die Bewegung soll im Kopf stattfinden, aber nicht repräsentiert werden. Das Gerede von einer „bewegten Kamera“ läßt den Dingen keine Zeit. Auf deren Eigenzeit aber muß bestanden werden, will man der Wirklichkeit, oder was man dafür hält, verpflichtet bleiben. Ganz zu schweigen von Geschichten und Prozessen, die keinen Anfang und kein Ende haben und deshalb nicht erzählt werden können." (Aus: arsenal, mai 16).

(1993) 

Zeichnung (558) aus DIE BASIS DES MAKE-UP

"Manhattan, 1974. Ein unlogischer Schattenwurf auf das Fenster eines leeren Apartments mit Ausblick auf die beiden Türme des World Trade Centers. Der Auszug und die Aussicht auf eine Rückkehr - irgendwann, immerhin, später - in einer als endlos empfundenen Zeit. Doppeltrapezförmige Holzsärge erzeugen in mir Übelkeit, ich schrecke vor ihnen zurück, scheue ihren Anblick. Hier dagegen ein Designer-Sarg aus Italien unter einem marmoriert gemusterten und in Falten gelegten Überwurf auf einem schwarzen Teppichfetzen - later, sometime, nevertheless - am Ende der Zeit. Gespräche mit Ken Jacobs in einem Frühstückslokal an der Chambers Street über die Zeitenwende im Iran, die prophezeite Ankunft Hazrat Mehdis, deren Begleitumstände Mohammed Atta siebenundzwanzig Jahre später in NYC heraufbeschwören zu müssen meinte. Wir liefen ohne Ziel zwischen den Börsianern umher, alles schien zum letzten Mal billig zu sein: Dies war einmal unsere Zeit. Der heraufdämmernde Hohn der Besserverdienenden, die juckende Haut und das Kratzen." (Aus: flypaper #5, 2010).

(1975) 

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