Zeichnung (499) aus DIE BASIS DES MAKE-UP

"Im Hintergrund die Rückseite des befleckten Briefumschlages, auf die der im Sterben liegende Marcel Proust Notizen über das Sterben anfertigte, einzufügen in die Beschreibung des Sterbens seiner Großmutter in Auf der Suche nach der verlorenen Zeit. Wer den Roman liest, wird im Band Die wiedergefundene Zeit die scharfsinnigste Filmtheorie vorfinden, die je verfasst worden ist. 'Es gibt optische Täuschungen in der Zeit ebenso gut wie im Raum.' Nie ist die Verfasstheit des Betrachters, auch Rezipient oder Konsument geschimpft, genauer in die Balance zwischen sichtbarer Welt und innerem Bild eingeführt worden. Davor eines der ersten männlichen Modelle in den 70er Jahren, das seinen Rücken freilegt, um für Parfüm zu werben. So zärtlich fing sie an, die Gleichberechtigung der Objekte. Im unteren Bildteil der Umschlag eines großen Skizzenheftes aus dem April 1984 mit dem Abbild eines beschmutzten Sessels. Davor eine triumphierende, chinesische Fahnenschwingerin." (Aus: arsenal, mai 09).

(1984) 

Zeichnung (500) aus DIE BASIS DES MAKE-UP

"Auf eine Fahne in einem Kreis hat ein Schwimmtrainer mein Programm für das Jahr 1985 skizziert: Agony-Pain-Hurt-Comfort - Agonie, Schmerz, Verletzung und Trost. Drei stark vergrößerte Hausstaubmilben kriechen über das waffelförmige Bild. Hinter dem Gitter ein Ausschnitt aus meiner Bildcollage Die Hände bei Tom of Finland von 1986. Daß Oberflächen nicht oberflächlich sind, und Inhalte nichts beinhalten, ist das Ergebnis jeder näheren Betrachtung. Blicke durchdringen alles, weil sie selbst immateriell sind und nicht durch das zu stoppen sind, was gemeinhin als Materie gilt. Materie zersetzt sich in einer Zeit, die zu durchschauen ist. Der Blick wird dadurch zum einzigen Träger einer sich selbst zersetzenden Zeit. Außerhalb seiner Bahnen gibt es für sie keine Existenz. Sie geht dabei immer wieder in ihr Nichtsein über wie der Schmerz eines Trainings. Eben noch war die Haut gespannt und glatt, jetzt hängt sie schlaff herunter. Sich an ihren Inhalt zu erinnern, ist nur noch witzlos. Das Blut geht inzwischen andere Wege." (Aus: arsenal, november 12).

(1997) 

Zeichnung (501) aus DIE BASIS DES MAKE-UP

"Eine von Milliarden von Nervenfasern, nach einer Illustration von Fritz Kahn, dem terrible simplificateur, und eine Blutlache, zerteilt von der Bugwelle eines Schmetterlingsschwimmers mit Geheimratsecken -  "Ich komme!", coming of AGE. Ein vereinzeltes Boteh-Ornament fällt im Zuge einer Tropfenfolter auf das Haar eines schwarzen Delinquenten, dessen Kopf mit einer hölzernen Halsgeige fixiert worden ist. Seine Zunge wurde auf die Auskragung des Prangers genagelt. Am anderen Ende des Bretts ein Feuerrad, in dem Sprache durchbuchstabiert wird, A-LA-LANGUE. Auch als Sprechblase zu sehen. Die Symmetrie zwischen andauernder Folter und ausgerasteter Sprache als verdrängte Realität, die in einem Telefongekritzel ihr Haupt erhebt - ein vom Unterbewussten bevorzugtes Medium. Der untere Teil des Bildes ist die akribische Übertragung eines solchen Doodles von 1996. Der Weiße mit seiner ausholenden Umarmungstaktik und der Schwarze mit der verheerenden Keule am Kopf - die herkömmliche irdische Balance. Sie geht auf die Nerven." (Aus: arsenal, februar 12).

(1996)

Zeichnung (502) aus DIE BASIS DES MAKE-UP

"T(o)n, A.I.R., L(uf)t, Meer, Magma. Satz, Traum. Eine vernetzte Nervenzelle, Gebeine, negativ mit einem Paar im Whirlpool, positiv als Stein: Wie selten klar und entschieden im Schlaf das Wesen der Schrift erscheint. Der Sinn eines Satzes als etwas von hinten durch die Zeit Aufgerolltes. Seine Behauptungen ein lebendiges Netz realer Verstrickungen. Hier ist die Geschichte wirklich und nicht zum Klischee erstarrt. Das Gehirn scheint sich im Zustand des Alterns auch in dem Sinne in Auflösung zu befinden, daß Materie aufgelöst wird – ein Akt der Aufklärung. Die Zeit löst die Rätsel der eingelagerten Erscheinungen durch Gegenbilder, die sich mit den ursprünglichen verzahnen. Paare, die sich gegenseitig auslöschen wie Antimaterie und Materie. Das Gehirn löst sich im Rahmen seiner Bedingungen auf. Endlich auch die Antwort auf die Frage: Wie kann das Wissen ertragen werden? Das Wissen ist Auflösung – eine Verwahrlosung, die man der Kunst schon immer vorgeworfen hat. " (Aus: arsenal, november 09).

(1996) 

"Paris, 23. Juni 1989. Wie selten klar und entschieden im Schlaf das Wesen der Schrift erscheint. Der Sinn eines Satzes als etwas von hinten durch die Zeit...

Zeichnung (503) aus DIE BASIS DES MAKE-UP

"Text under construction"

TO (do). To = Two (spades). Pik As, Spielkarte. Vexierbild mit Spiegel, Glas, Teppich. Durchbrochene Symmetrie, zweiteilig. Gefühlter Zwilling.

(1996) 

Zeichnung (504) aus DIE BASIS DES MAKE-UP

"Text under construction"

(To) DO. Tu es! Marokkanische Spielkarte, vier Dolche, ein Schwert. Asymmetrisches Vexierbild, positiv-negativ. Beheading, Störtebecker. Handtuch–Strom. Abtrockner mit Stoppelhaaren im Duschraum des Lattenkamp–Freibades in Hamburg, 1987.

(1996) 

Zeichnung (590) aus DIE BASIS DES MAKE-UP

"Gaschurn, 9. September 1995, Welturaufführung des Films Schlafes Bruder auf dem Schulplatz. Alle Darsteller sind noch einmal zum größten Open-Air-Dolby-Stereo-Freilichtspiel aller Zeiten zusammengeholt worden. Es regnet. Eine Gala-Reporterin behauptet steif und fest, sie kenne mich vom „Germanistikstudium“ – wie, was, wo das denn? Im Hotel zeigt ein Schauspielerkollege mir den „chute“, einen Joint, den man mit der Glutseite im geschlossenen Mund raucht. Wir lachen uns krank über mein Telefon-Doodle, einer Skizze des Creators, zu Michael Jacksons Poem The Dance aus dem Beiheft seiner Dangerous-CD: „This world we live in is the dance of the creator ... I keep on dancing ... and dancing ... and dancing, until there is only ... The Dance.“ Klingt wie Art In Ruins, 1993. Im Hintergrund die Minen von Fahlun, mit Transportkörben und einer Landschaft mit Menschen auf einer Sitzbank. Ich dachte, bald habe ich alle Landschaften in meinem Gehirn gespeichert und brauche mich nicht mehr zu bewegen. Die Zeit tat ihr Übriges." (Aus: arsenal, september 16).

(1999) 

Zeichnung (506) aus DIE BASIS DES MAKE-UP

"Text under construction"

TO (do). 

(1996) 

Zeichnung (507) aus DIE BASIS DES MAKE-UP

"Text under construction"

(To) DO. 

(1996) 

Zeichnung (508) aus DIE BASIS DES MAKE-UP

"Ein beschädigtes Deckenrelief in der Basilica Sotterranea di Porta Maggiore in Rom:  Jupiter, der Oberste der Götter, raubt in der Gestalt eines Adlers den schönen Ganymed und macht ihn auf dem Olymp zu seinem Lieblingsknaben und Mundschenk. Dessen Vater Tros, der älteste König Trojas, blieb untröstlich zurück. Göttliche Herrscher genießen traditionell sexuelle Freiheiten, von denen weltliche nur träumen können. Derweil kratzt sich auf der Terrasse des Hotels Faraglioni auf Capri 1959 ein Mann mit kahlgeschorenen Schläfen und blanker Brust mit seiner Armprothese an der Nase. Es waren junge Männer, die aus dem Krieg zurückkamen, aber als Kind sah ich nur alte Männer zurückkommen. Je älter ich wurde, desto jünger wurden sie auf den Fotografien. O-Ton Helmut Schmidt: 'Die Nachkriegsgeneration hat kein Schicksal hinter sich, hat immer Normalität erlebt.' Was ein Hinweis darauf ist, wo bei ihm das Erleben anfängt. Dein Tadel, kein Schicksal hinter uns zu haben, wird uns das Sterben erleichtern, Meister aus Deutschland." (Aus: flypaper #5, 2010).

(2007) 

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