Zeichnung (459) aus DIE BASIS DES MAKE-UP

"Text under construction"

Schwerwasserfabrik in Schweden, 1944. Zwei Männer unter Wasserstrahlen in einem Kurbad. Vier Pinsel mit verschiedenen Farben. 

(1976) 

Zeichnung (460) aus DIE BASIS DES MAKE-UP

"Text under construction"

"Entweder-Oder" aus Wüste, deutsch. Die Evolution des Gehirns, von der Nuß zum Hamburger. Ein Fuß, der auf eine Harke treten wird. Holzstapel mit Quadratloch. Brust aus Holz mit Wasserfall. Palme in Silverlake, Los Angeles, hinter Holzrollzaun.

(1996) 

Zeichnung (461) aus DIE BASIS DES MAKE-UP

"Die Ballade vom weitergereichten Leben, hier eine Ansammlung verpasster Möglichkeiten aus der Endlosschnulze 'Geh' zu Chancen!' Ein Porno-Bauhaus am Santa Monica Boulevard mit einem stählernen Wasserspeier und das ovale Larry-Flint-Hochhaus am Wilshire Boulevard in Los Angeles, 1998. 'Ell-Äeh' klingt wie 'Elch' - diese Abkürzung benutzt aber kein geborener Los Angelito für seine Stadt. Ideal gebaute Torsi von Eva und Adam bei der Apfelübergabe sind mit Klebeband in den oberen Bildecken befestigt worden. Wie sich die Schönheit unter den Menschen vererbt hat, ist mir immer schleierhaft geblieben. Von Natur aus müssten sie immer hässlicher werden, aber alles nur Ansichtssache. Zwei hohe Palmen in Silverlake, positiv und negativ, lebendig weiß und abgestorben schwarz. Links unten ein Selbstportrait in der Pose eines Hamamelis inhalierenden Mitglieds der Bhagwan-Sekte mit orangenem Frotté-Handtuch im Zippelhaus in Hamburg, 1976. Dieses Bild enthält keinen einzigen Fehler, seine Kombinatorik stimmt, aber alles darin ist auf seine Weise falsch." (Aus: Zeichnung oder Film, 2013).

(1996) 

Zeichnung (462) aus DIE BASIS DES MAKE-UP

"Das Grab von Kasimir Malevitch zierte ein auf einen zurückversetzten Sockel aufgestellter würfelförmiger Steinblock, in dessen Vorderseite ein Quadrat aus schwarzem Stein eingelassen war. Es sah aus wie ein Monitor der ersten PC-Generation, auf dessen schwarzen Bildfläche sich alles – alles Denkbare, Sichtbare und jeder Prozeß – von außen von einem Betrachter, aber auch von innen aus der Dichte der Materie des Steins heraus, projizieren ließ. Die Grabstelle wurde im II. Weltkrieg beim Vormarsch der deutschen Truppen auf Moskau zerstört. Hier sieht man den Grabstein im Juli 1945 am Ort der ersten Atombombenexplosion, einem Testgelände in New Mexico. Robert Oppenheimer ist in der bis zum Horizont verbrannten Landschaft zu Besuch und sieht sich mit der Anwesenheit eines neuartigen Geschlechts konfrontiert: ein Unterkörper auf den hölzernen Beinen eines stummen Dieners, mit hochwehendem Röckchen über einer quadratischen, osmotischen Fläche." (Aus: arsenal, juni 09).

(1993) 

Zeichnung (463) aus DIE BASIS DES MAKE-UP

"Ein Hammerschlag auf eine ausgewickelte Brotstulle, die dann, so spricht der Pfeil, auf der nackten Brust eines Geköpften hinabgleitet. Auf der Schnittfläche seines Halses steht wie ein aufgepflanztes Gesicht der Grabstein von Malevitch mit dem schwarzem Quadrat. Links unten eine zusammengefaltete Hose vor dem weißlackierten, eisernen Gestell des Bettes, in dem ich zur Welt gekommen bin. Die Akrobatenfamilie Traber balanciert auf einem Hochseil über den Trümmern einer deutschen Großstadt. Ihr Seil ist an der Haube einer Elim-Diakonisse befestigt, die meine Tante und die Hebamme meiner Mutter war. Die Luft ist voll von verschiedenen Kopfformen für Hämmer. Ich machte dieser Tante insgeheim den Vorwurf, daß sie mir bei meiner Geburt die Rippen verbogen habe. Ein besonders verschroben interpretiertes Geburtstrauma. Dabei hatte ich nur die Englische Krankheit wegen des nach dem Krieg grassierenden Mangels an Vitamin D. Jeden Morgen mußte ich dagegen ein Löffel Lebertran schlucken, der aber auch nichts nutzte." (Aus: arsenal, märz 12).

(1993)

Zeichnung (464) aus DIE BASIS DES MAKE-UP

"In der Eingangssequenz des Films Der Zynische Körper stürzt der Lektor Roy, gespielt von Klaus Behnken, aus seinem Bett und bleibt davor liegen. Er greift in die zerwühlte Bettwäsche, findet darin eine Zigarette, zündet sie umständlich an und beginnt zu rauchen. Dabei streichelt er ein großes, rotes Notizbuch wie einen Fetisch. Aus dem ins Bild gehaltenen Hinterteil eines neugeborenen Babies entweicht Mekonium, grünbraun-schwarzes Kindspech, das am anderen Ende des Wortes als Opium pfeilförmig in den Mund von Roy eindringt. Ein Mann wird zu seinem Glück gezwungen, aber es ist zu spät. Vor seinem Kopf zwei Freistilringer auf dem Pyramidenstumpf einer Kohlenhalde, die mit einer Leiter zu besteigen ist, in Berlin-Tegel zu Zeiten der Mauer. Das war einmal eine Definition von Schönheit. Ein Mann zeigt mit dem Finger auf das in kochendem Wasser eingelaufene Modell einer wollenen Kostümjacke. Die Zeit schrumpft in dem Maße, in dem sie sich ausdehnt. Sie setzt uns dabei ebenso zu, wie wir von ihr ablassen sollten. Kein Trost, nur ein Modell." (Aus: The End, Disko 22, 2011).

(1993) 

Zeichnung (465) aus DIE BASIS DES MAKE-UP

"Frühjahr 1978: Die Umrisse der damaligen Bundesrepublik Deutschland seitenverkehrt projiziert in die Zimmerecke eines Büros der von Larry Gottheim gegründeten Filmabteilung der State University of New York (SUNY) in Binghamton. Ich zeichne 'Berlin' als Spirale in den Sand, Klaus Wyborny liest aus The Ideal, Ecstasy and Beauty. Die Kulisse hinter seinem Kopf hat die Form einer Sanddüne in Holland. Am Haken des Garderobenständers hängen unsere Wintermäntel. Die Neonröhren sind mit schwarzem Durchschlagspapier umwickelt. Mein Gefühl zum Illusionszusammenhang BRD, später nur noch als virtual reality zu begreifen, war Nagelbrett gleich Asche, Sand, Glas und Regen und wurde gebildet aus Regel, Ende, SA, Asch und Asen. Die Relativität der Umrißformen unserer Staaten steht nicht in Frage, im Gegensatz zu der ihrer Taten. Ich experimentierte mit Weichenstellungen in meiner Körperzeit zu jedem gegebenen Zeitpunkt und fühlte mich im Vollbesitz des Bewusstseins aller möglichen parallelen Universen - bis mich mein zynischer Körper wieder einholte." (Aus: Zeichnung oder Film, 2013).

(1978) 

Zeichnung (466) aus DIE BASIS DES MAKE-UP

"Sturm von rechts, Kugelblitze von links, Neill Armstrong's Fußabdruck auf dem Mond. Eine geäderte Stiefelette, eine Bunkeranlage bei Verdun aus dem Ersten Weltkrieg, Muster aus Perserteppichen als Bordüre und Himmel. Charon überquert den Styx, 1524 gemalt von Joachim Patinier. Hamburg, 16. März 1982, vor zwei Wochen ist Philip K. Dick gestorben. Demnächst erscheint Blade Runner, der Film von Ridley Scott nach seinem Roman Do Androids Dream of Electric Sheep von 1968. Man hat ihn nach seinen Schlaganfällen im Februar so lange an lebensverlängernde Maschinen angeschlossen, bis die durch den Geldsegen aus Hollywood kompliziert gewordenen Erbschaftsangelegenheiten geregelt waren. Wie in einem seiner Romane. Vor einem Jahr hat er mich gerettet. Mitten in einem depressivem Schub traf ein Vorausexemplar seines neuen Buches Valis in meinem abgedunkelten Hinterzimmer im Zippelhaus ein, mit der Widmung 'AN Heinz - EIN guter Freund. Leb' wohl! Philip K. Dick 1/19/81.' Auf dem Cover des Buches der Gekreuzigte als Rakete. Die Sendung hat gewirkt." (Aus: Zeichnung oder Film, 2013).

(1996) 

Zeichnung (467) aus DIE BASIS DES MAKE-UP

"Eine mit Tipp-Ex unleserlich gemachte Schrift, die sich über die zerknitterte Fotografie der Mainstreet einer Kleinstadt im Mittleren Westen der USA in den 50er Jahren gelegt hat. Ließe sich jedes Denken auf ein System zurückführen, wäre das, was an seiner Oberfläche als Sprache auftaucht, nur das winzige Segment einer Kugeloberfläche, und so unregelmäßig in seinen Strukturen wie die Oberfläche unseres ganzen Planeten. Die Oberflächen des Seins, dem technischen Bild so universal wie öde zugänglich, hier sind sie noch einmal gebrochen. Die Schwerkraft der Gedanken, die auf einen unsichtbaren Kern hin zielt, und die von diesem Kern ausgehenden Projektionen von Schrift, die auf den Oberflächen aller Objekte dekliniert wird. Eine verwitterte Sprache, Zweite Sätze, die ohne unser Zutun passieren. Dies alles hätten wir zusammen erfahren können. Jetzt ist es zu spät. Zwei Finger einer Hand bedienen die Röntgenanlage eines Krebszentrums. Ein Drink aus einem Schierlingsbecher. Der Vergiftete erstickt bei vollem Bewusstsein." (Aus: Black Blocks, Cinema Scope #46, 2011).

(1984) 

Zeichnung (468) aus DIE BASIS DES MAKE-UP

"Die Erforschung der Unsichtbarkeit findet im Untergrund statt und bleibt schwer vermittelbar. Krebsforschung als Synonym für Wissenschaft, ihr Objekt der Mensch, dem das Leben unheimlich geworden ist. Die Verkündigung von Diagnosen. Zeit wird zum Fetisch, Restzeit wird prognostiziert, Zerfallszeiten werden konstatiert. Zwei Frauen, in einem schwarzen und mit einem weißen Wickelkleid, vor den geöffneten Türen des Röntgenkellers der Krebsstation im Universitätskrankenhaus Eppendorf in Hamburg. Nach einer Fotografie von Graciela Stania, die sich durch Fotografieren zur Wehr setzen wollte. Ein Feuermelder, schwarze Wände und ein Fensterloch. Grabkammern, in denen Forschungen am lebendigen Leib angestellt werden. Auf allen Raumebenen aufgeblasene Schriftzeichen aus dem Text zum Film Normalsatz, in dem ein Schicksal eingefordert und proklamiert wurde. Schrift als ein Gitter und transparentes Ornament, durch das wir hindurchblicken in eine Welt jenseits von Perspektive. Das Schmiedeeisen brutal ordnend als osmotische Schicht." (Aus: Black Blocks, Cinema Scope #46, 2011).

(1984) 

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