Interviews

Gespräch Heinz Emigholz mit Klaus Wyborny am 6. Dezember 2009

Abschrift des auf der DVD "The Formative Years (II)" veröffentlichten Video-Interviews:

Gespräch Emigholz mit Wyborny (122.54 KB) 

Heinz Emigholz: Diese Bolex, mit der diese Filme gedreht worden sind, war deine. Das war ja ein richtiges Arbeitspferd in der Zeit.

Klaus Wyborny: Ich hatte mir die im Leihhaus am Hansaplatz in Hamburg gekauft für 2000 DM mit diesen drei Objektiven, die es gab.

E:   Ich hatte aber ein Zoomobjekt.

Gespräch Stefan Grissemann mit Heinz Emigholz am 4. Dezember 2009

Abschrift des auf der DVD "THE Formative Years (I)" veröffentlichten Video-Interviews:

Gespräch Emigholz mit Grissemann (93.67 KB) 

Stefan Grissemann:  Herr Emigholz, Ihr erster filmische: Werkblock reicht von 1972 bis 1977. Das sind sieben Arbeiten. Können Sie sich noch in den jungen Filmemacher versetzen, der diese Filme gemacht hat? Wie blicken Sie auf diese Filme zurück? Oder sind es eher die Filme, die fremd auf Sie zurückblicken, wenn Sie die heute sehen?

Fetische fungieren als Denk-Ersatz

TAZ Berlin, Montag, 14. Februar 2005


D'Annunzio als Vorreiter des Lifestyle-Journalismus: Für seinen Film "D'Annunzios Höhle" (Forum) besuchte Heinz Emigholz mit vier Filmteams das Haus des Dichters, um den Wahnsinn von innen spürbar zu machen. Ein Gespräch mit Heinz Emigholz über seinen Film und die Ästhetisierung des Politischen

Interview: Harald Fricke

taz: Herr Emigholz, der Film "D'Annunzios Höhle" trägt den Untertitel "Lifestyle als Autobiographie". Soll damit die Eitelkeit des berühmten italienischen Schriftstellers sichtbar gemacht werden?

Heinz Emigholz im Gespräch mit Siegfried Zielinski

Zielinski: Mitte des 16. Jahrhunderts erschien in Venedig eine merkwürdige Sammlung von Geschichten, die den Titel "Peregrinaggio di tre giovani, filiuoli del re di Serendippo" trug. Die Sammlung basiert auf persischen und arabischen Erzählungen. Sie handeln von drei Prinzen, deren Vater ihnen eine hervorragende Bildung zukommen lässt, sie mehreren Scharfsinnsproben unterzieht und sie schließlich in die weite Welt schickt, damit sie von anderen Kulturen lernen würden. Die überaus klugen Prinzen finden in den Wüsten zwischen Ägypten und Sinai und anderen Landstrichen permanent wunderbare Dinge, die niemand gesucht hat. Sie lesen meisterhaft Spuren und Zeichen und entdecken darin Antworten, nach denen niemand gefragt hat. Der Dichter Horace Walpole hat für dieses Phänomen das Wort „Serendipity“ geprägt. Ich könnte kein schöneres finden, wenn ich die Sensation beschreiben sollte, die bei mir die ersten Teile von „Photographie und jenseits“ ausgelöst haben. Serendipity beinhaltet das Gegenteil von Beliebigkeit. Welcher Art sind die Bewegungen, die zu so überaus geglückten Fundenführen, wie wir sie in "Sullivans Banken", "Maillarts Brücken" und jetzt in "Goff in der Wüste" sehen und bestaunen können?

Heinz Emigholz im Gespräch mit Siegfried Zielinski

Emigholz: Logik gilt gemeinhin als die Kunst zur Regelung abstrakt definierter Beziehungen. Technische Abbilder der sichtbaren Realität ermöglichen heute aber innerhalb logischer Abläufe an Stelle des mathematischen Zeichens den Auftritt des realen Raumes selbst. Damit meine ich nicht den Gebrauch des realistischen Abbildes als Icon, das in Suchmaschinen quasi als Wort existiert. Diese Reduktion auf isoliert zugewiesene oder formalisierte Bedeutung ist ja eher ein Kalauer. Ich frage mich vielmehr, wie Bilder – als komplexe Gebilde einer ausgedrückten Gleichzeitigkeit – innerhalb eines avancierten Denkens auftreten könnten. Das müssen keine kybernetischen Modelle sein; ich möchte ja gerade nicht die Oberflächen der Welt aufbrechen, um dahinter einen geheimen Code zu entdecken. Vielmehr bin ich überzeugt, daß gerade die Oberflächen es sind, die zu uns sprechen sollten. Die fotografische Fläche, die etwas dokumentiert, repräsentiert damit auch das Denken ihres Konstrukteurs. Es wird durch den gerichteten Blick auf sie appliziert. Daß das "Lesen" von Oberflächen in unserer angeblich so visuellen Kultur, so wenig eingeübt ist, ist natürlich nicht auf das Phänomen „Kunst“ beschränkt. Die erzeugt immerhin schon hin und wieder das Interesse, sich auf Besonderheiten einzulassen.

Zielinski: Mit einem derartigen „Lob der Oberfläche“, das ist der Titel eines Textes von Vilém Flusser, stünden die Künste in der Tat nicht allein. Avancierte Physiker der ganz kleinen und der ganz großen Welten, des Mikrokosmischen und des Makrokosmischen gehen längst davon aus, daß sie durch ihre theoretische und experimentelle Praxis nur einen Zugang zum Gesicht der materiellen Welt bekommen können, nicht aber zum Inneren der Materie selbst. Aber das ist eine Menge. Sie hält uns reichlich beschäftigt, in Würde.