115

Zeichnung (115) aus DIE BASIS DES MAKE-UP

"In der Ferne die auf dem Kopf stehende Landschaft mit dem Schießstand aus den Filmen Schenec-Tady I und III. Der Pferdekopf ist jetzt aufrecht dem Betrachter zugewandt, die Linien seiner Zeichnung bestehen aus Gen-Ketten. In der Mitte des Bildes eine fortgeschrittene Augenoperation. Im Dunkeln eines Zuschauerraumes sitzen und sich das Gehirn entfalten lassen, als wäre es das Ei, das einer dauernden Befruchtung bedarf, oder ein Block mit photographischer Emulsion beschichteten Bleis, in den Neutrinos unbekannter Herkunft einschlagen und unser Assoziationsvermögen aufrühren. Das Kino war die erste Institution, die massenhaft Zeit- und Raumerfahrungen ermöglichte, ohne daß sich der Körper an die gezeigten Orte begeben mußte. Jeder Filmschnitt versetzt komplexe Räume schneller als in Lichtgeschwindigkeit, wie die Quanten einer subatomaren Welt. Religion: Der Raum kommt zum Körper und nicht der Körper zum Raum. Ein rauschhaftes Begreifen mit den Augen, eine Sucht auf Erfahrungsbeschleunigung und Verdichtung, eine Wiedergeburt ohne Körper." (Aus: Zeichnung oder Film, 2013).

(1975) 

"Im Dunkeln sitzen und sich das Gehirn entfalten lassen, als wäre es das Ei, das einer dauernden Befruchtung bedarf. Das Kino war die erste Institution, die massenhaft Zeit- und Raumerfahrungen ermöglicht, ohne daß sich der einzelne Körper an die gezeigten Orte begeben muß. Der Raum kommt zum Körper, nicht der Körper zum Raum. Auch dies führt zum Rausch, zur Sucht auf Erfahrungsbeschleunigung und Verdichtung, auf immer schnelleres Begreifen mit den Augen." (Aus: In Medias Res, 1997). 

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