Zeichnung (603) aus DIE BASIS DES MAKE-UP

"Im negativen Raum: Eine einzelne Aubergine unter den Lichtstrahlen einer Glühbirne auf dem Rost eines Kühlschrankes. Eine rahmensprengende WORLD als Rechteck im Zentrum, umgeben von den Richtungsangaben LEFT, DOWN, RIGHT, UP. Kreisförmig darum herum angeordnet das Wort P-I-C-T-U-R-E. Von dessen einzelnen Buchstaben strahlen Blickpfeile in alle Richtungen des Raumes ab, das Off ansaugend wie ein Vakuum. Ein Hinweis darauf, dass der Kopf sich relativ frei im Raum bewegen könnte, und dass Blicke die Welt konstituieren. Das am Strand auf Rügen aufgefundene Skelett eines KZ-Häftlings wird von einem Spaziergänger in gebügelten Hosen und mit nackten Füßen in Sandalen begutachtet. Schwarze Knochen? Erkläre nicht, was ist, denn es ist. In einer Welt, in der Worte keine Konsequenzen haben, kann alles gesagt werden. In einer Welt, in der alles gesagt wird, ist bereits alles getan worden. Die Illusionen des Pop und das Ende der Popkultur mit ihren Hekatomben von Toten. Der umgelegte Schalter, eine Gesellschaft ex nihilo." (Aus: flypaper #5, 2010).

(1978) 

Zeichnung (604) aus DIE BASIS DES MAKE-UP

"Je länger man einem Menschen ins Gesicht sieht, desto intensiver schaut ein Totenkopf zurück. Hier als Cargo im Bauch des russischen Linienschiffes Borodino, das am 27. Mai 1905 in der Schlacht von Tsushima von der japanischen Flotte versenkt worden ist. Ein halbnackter Archäologe versucht, dessen Leck unterhalb des Wasserspiegels symbolisch zu reparieren. Links unten die Silhouette einer Menschengruppe, die der 'Leute'-Rubrik der Frankfurter Rundschau in den 70er Jahren als Vignette vorangestellt war. Ein klischiertes, vergangenes Klischee. Die Blickrichtung der Gezeichneten ging wie verabredet nach rechts oben, Prominenz stand damals noch für Autorität. Nachdem alle Schleusen geöffnet worden und alle Schotten geborsten sind, kanalisiert Prominenz in den Bildmedien nur noch Haß. Promis als pathetische Jesus-Figuren, ihre Betrachter die edlen Römer, die sie lustvoll ans Kreuz nageln. Die schwarze Stele ein Denkmal für den weißen Faden, der einmal Ende der 70er Jahre im Zippelhaus in Hamburg von unserer Bettwäsche herabhing." (Aus: flypaper #5, 2010).

(1978) 

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