Zeichnung (573) aus DIE BASIS DES MAKE-UP
"Der Flecken Ladora am US Highway Nr. 6 ist eine Ikone des Mittleren Westens. US-Präsidenten posierten dort gern vor den alten Getreidesilos und unter den Wasserkästen an der Bahnlinie, um ihre Verbundenheit mit der bibelfesten, meist deutschstämmigen Bevölkerung zu demonstrieren. Mitten im Dorf befindet sich unter einer Eiche ein Gedenkstein für zwei junge Männer aus Ladora, die 1945 bei der Eroberung von Iwo Jima ihr Leben verloren. Vielleicht sind sie auf der Aufnahme abgebildet, die W. Eugene Smith von der Sprengung eines japanischen Bunkers auf der verbrannten Erde Iwo Jimas gemacht hat. Teile der Fotografie sind hier mit dem Bruchstück einer römischen Skulptur eines Pferdes kombiniert. Als Idee ist Rom unter Imperien brandaktuell. Die Großmacht China mit ihren Baulegionären kopiert beflissen römischen Straßenbau in Afrika. Vorn im Bild eine Priesterweihe im Vatikan, wo Staatsgebilde nachhaltig parodiert werden. Fürs Protokoll: Der Boden unter dem 'Staub', in den sie sich werfen, besteht aus Marmorintarsien." (Aus: arsenal, april 2012).
(1999)
"Ladora, 21. März 1995. Auf der Fahrt von Cedar Rapids nach Grinnell haben wir in New Bremen einen Friedhof besucht, auf dem viele Diakonissinnen mit deutschen Nachnamen begraben liegen. Alle waren am gleichen Tag, kurz vor der deutschen Kapitulation, im Mai 1945 gestorben. Diagnose 'Kollektiver Selbstmord'. Nach der Fahrt durch die Amana Kolonien sind wir auf dem US Highway Nr. 6 zwischen den Orten Victor und Marengo in Ladora gelandet. Der Flecken besteht aus einer Straßenkreuzung und einer Ansammlung verfallender, landwirtschaftlicher Gebäude. US-Präsidentschaftskandidaten posieren hier gern für Fotos vor dem alten Getreidesilo und dem historischen Wasserkasten an der Bahnlinie, um ihre Verbundenheit mit der bibelfesten, meist deutschstämmigen Landbevölkerung zu demonstrieren. Ladora ist die Ikone des Mittleren Westens, eine zum Leben erstarrte Amerikana...
Hinter den Fenstern einer umgebauten Scheune entdeckten wir im Angebot eines Antiquitätenladens das ehemalige Ortsgefängnis – ein mannshoher und bettgroßer Eisenkäfig mit Schloß und Ketten. In der Dorfmitte findet sich unter einer Eiche ein Gedenkstein, auf dem zu lesen steht, daß zwei Männer aus Ladora bei der Eroberung von Iwo Jima 1945 gefallen sind. Vielleicht sind sie auf der Fotografie zu sehen, die W. Eugene Smith 1945 während der Sprengung eines japanischen Bunkers auf Iwo Jima gemacht hat. Teile der Fotografie sind auf der Zeichnung mit der Darstellung einer beschädigten römischen Pferdekopf-Skulptur kombiniert. Im Vordergrund eine vatikanische Priesterweihe." (Aus: Das schwarze Schamquadrat, 2002).