Zeichnung (438) aus DIE BASIS DES MAKE-UP
"Zwei Frauen tasten sich in einem Büro gegenseitig die Lymphdrüsen ab, um eine mögliche HIV-Infektion zu diagnostizieren. Im Hintergrund grobe Daten aus der Vermessung eines Gehirnrindenfeldes zu Anfang des 20. Jahrhunderts. Gelesen wird, was auf den Tisch kommt. Die Furcht vor dem eigenen Mikrokosmos wird in den Makrokosmos projiziert, und der Makrokosmos in die Fingerspitzen, die nichts Gutes verheißen. Sechs stark vergrößerte Mouches volantes gleiten als Kleinstlebewesen verkleidet über die Bildfläche. Links oben ein einfacher Knoten in einem einzelnen schwarzen Haar, enorm vergrößert. Daß wir den Maßstab und die Relationen für unsere Wahrnehmungen wählen können, ist ein Resultat menschlichen Erfindungsgeistes. Sie dann zu interpretieren bleibt weiterhin eine Kunst. Gedanken haben die Angewohnheit, sich in etwas zu verlieren. Das ist ihre Arbeit. Aber statt gedankenverloren dazustehen, biegen die meisten Menschen zu früh ab, in die Krankheit der Rechthaberei. Der Rest steht allein da oder geht seines Weges." (Aus: arsenal, november 17)
(1996)