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Zeichnung (292) aus DIE BASIS DES MAKE-UP

"Lifestyle-Käse: Die Verwischung der Grenzen zwischen Lebensstil und Kunstprodukt, gemeinhin gefeiert als „Leben“, das, wie man weiß, nicht lebt, ist spätestens seit D’Annunzios Treiben Legende. Daß er seinen Kitsch und seine Drogensucht als gepampert reicher Mann ausleben durfte, enthebt seinen Inszenierungen nicht dem Vergleich mit denen von, sagen wir mal, Jack Smith, der seine lukrativen Beziehungen nur geschickt verbarg. Dieser wußte von der normativen Kraft der street credibility, jener von der bindenden Kraft des Neids. Arrested development ist in beiden Fällen zu konstatieren. Viele Künstler leben in Armut, aber seit wann ist Armut eine Kunst? Auch wird Kunst durch Armut nicht geadelt. Das Ringen um Anerkennung, daß allzu oft vor der Haustür der Bourgeoisie und ihren Politikern als Bettelnummer ausgetragen wird, ist ein Akt autoritärer Fixierung. Daß man die Armut und ihre Gründe analysiert, ist noch lange keine Kunst, sondern zuerst einmal eine Wissenschaft. Die Armut darzustellen, kann allerdings eine sein." (Aus: arsenal, dezember 20).

Fußboden eines Apartments an der West 11th Street in NYC, 1975. Auf dem Teppich eine Flasche Hautmilch, auf die ich beim Aufstehen getreten bin und deren Inhalt gegen den Rand des Bettuches spritzte, direkt unter das stilisierte Profil von Jonas Mekas aus dem Kopf seiner Village-Voice–Kolumne. Die Voice liegt auch auf dem Teppich. Darin ein Interview von Jonas (J) Mekas mit Klaus (K) Wyborny. J und K als Raubfische der Tiefsee. J trägt als Muster ein Schreckensgesicht auf dem transparenten Magenbeutel.

(1993) 

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