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Zeichnung (140) aus DIE BASIS DES MAKE-UP

"Fünf pornografische Skulpturen aus Aquitanien vor der Skizze eines Säulensockels im Zisterzienserkloster Maulbronn. Aus dem Petite Grammaire de l'obscène von Christian Bougoux, der sie als erster abgezeichnet und enzyklopädisch aufgelistet hat. Der ursprüngliche Ort ihrer Anbringungen unter den Dachfirsten und an den Außenwänden mittelalterlicher Kirchen erscheint logisch: Die Todsünde musste vor der Tür bleiben, aber doch anschaulich unterrichtet werden können. Pornografie war schon immer Lebenshilfe und gesellschaftliche Notwendigkeit. Wer sonst nimmt sich der unbestreitbar vorhandenen, überschüssigen Energien an. Was nicht sein darf, muß überlebensgroß plakatiert werden, um die Nichtigkeit des Konsumenten und ihrer Regungen zu demonstrieren. Hier ragen die Zurschaustellungen an Stäben aus den steinernen Rosetten eines Torbogens hervor, an dessen Fuß ein Motorradfahrer verunglückt ist. Daneben feiert Die Auferstehung des Fleisches von Luca Signorelli im Dom zu Orvieto verzückt den nackten Rücken eines der Wiederauferstehenden." (Aus: Schwarze Blöcke, SchwarzHandPresse 2010).

(1996) 

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