Die Basis des Make-Up

Die Basis des Make-Up

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Zeichnung (197) aus DIE BASIS DES MAKE-UP

"Ein GSG 9-Mann seilt sich an einem Angelhaken in einen Malstrom ab. Rechts darüber ein von Hokusai in Holz geschnittener Kawenzmann, auch Tidalwave, Tsunami oder Grundsee genannt. Die Bambusangel mit dem GSG 9-Mann schwebt vor dem Hintergrund eines die bürgerlichen Rechenarten als anthropologische Grundkonstante verherrlichenden Granitdenkmals mit der Aufschrift "Zehn Prozent minus 5 Prozent gleich 5 Prozent". Unten rechts Teile der Rückseite eine Emporenverzierung aus Bronze in der von Louis H. Sullivan 1906 entworfenen National Farmer’s Bank in Owatonna, Minnesota, und links ein fluchtartig die Szene verlassender Gay-Tea-Dancer im Berliner Metropol, Anfang der 90er Jahre. Von der selbstverständlichen Schönheit der Körper kann schon lange keine Rede mehr sein. Es ist eine ausgemachte Sache, daß sich Narziß heute vor der eigenen Schönheit ekelt, falls er das nicht schon immer getan haben sollte. Ein Spiegel tut das Seine dazu, mit seinem metallischen Geschmack, den er abgibt, wenn man ihn auf seiner Rückseite ableckt." (Aus: arsenal, april 18).

(1994) 

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Zeichnung (333) aus DIE BASIS DES MAKE-UP

"Ein GSG 9-Mann seilt sich an einem Angelhaken in einen Malstrom ab. Rechts darüber ein von Hokusai in Holz geschnittener Kawenzmann, auch Tidalwave, Tsunami oder Grundsee genannt. Die Bambusangel mit dem GSG 9-Mann schwebt vor dem Hintergrund eines die bürgerlichen Rechenarten als anthropologische Grundkonstante verherrlichenden Granitdenkmals mit der Aufschrift "Zehn Prozent minus 5 Prozent gleich 5 Prozent". Unten rechts Teile der Rückseite eine Emporenverzierung aus Bronze in der von Louis H. Sullivan 1906 entworfenen National Farmer’s Bank in Owatonna, Minnesota, und links ein fluchtartig die Szene verlassender Gay-Tea-Dancer im Berliner Metropol, Anfang der 90er Jahre. Von der selbstverständlichen Schönheit der Körper kann schon lange keine Rede mehr sein. Es ist eine ausgemachte Sache, daß sich Narziß heute vor der eigenen Schönheit ekelt, falls er das nicht schon immer getan haben sollte. Ein Spiegel tut das Seine dazu, mit seinem metallischen Geschmack, den er abgibt, wenn man ihn auf seiner Rückseite ableckt." (Aus: arsenal, april 18).

(1994) 

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Zeichnung (356) aus DIE BASIS DES MAKE-UP

"Permutationen und Abstrahlungen von einem Zentrum zum anderen: quantentheoretische Lebensweisen ohne vorherige oder nachträgliche Messungen. Eine Chimäre in der oberen Zimmerecke eines Universitätsbüros in der SUNY Binghamton („Babylon“), vor dunklem Vorhang, Nagelbrett und Neonröhren, 1975: innerhalb der Umrisse einer Stetson Melone die skizzierte Reise von Albuquerque nach Phoenix, Arizona. Eine Erscheinung im Wüstenstaub neben der Straße kurz vor El Centro: meine abgetragenen Schuhe ohne Schnürsenkel, negativ klein und positiv groß, zwischen riesigen Haufen abgerundeter Felsbrocken. Durch Entzug alles in Frage stellen. Ich schwitzte trotz der kalten Luft im Bus und versuchte zu schlafen. Bis jetzt hat noch jeder den ersten Stein geworfen, träumte ich. Was soll das, das Leben eines Rockstars führen ohne dessen Resourcen? Ich war blank, aber ich war jung und konnte noch auf den Strich gehen, in einem System grenzenlos freigesetzter Arbeitskräfte. Und so etwas nannte sich dann Utopie, jenseits der Leibeigenschaft." (Aus: arsenal, märz 18).

(1977)

 

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Zeichnung (369) aus DIE BASIS DES MAKE-UP

"Permutationen und Abstrahlungen von einem Zentrum zum anderen: quantentheoretische Lebensweisen ohne vorherige oder nachträgliche Messungen. Eine Chimäre in der oberen Zimmerecke eines Universitätsbüros in der SUNY Binghamton („Babylon“), vor dunklem Vorhang, Nagelbrett und Neonröhren, 1975: innerhalb der Umrisse einer Stetson Melone die skizzierte Reise von Albuquerque nach Phoenix, Arizona. Eine Erscheinung im Wüstenstaub neben der Straße kurz vor El Centro: meine abgetragenen Schuhe ohne Schnürsenkel, negativ klein und positiv groß, zwischen riesigen Haufen abgerundeter Felsbrocken. Durch Entzug alles in Frage stellen. Ich schwitzte trotz der kalten Luft im Bus und versuchte zu schlafen. Bis jetzt hat noch jeder den ersten Stein geworfen, träumte ich. Was soll das, das Leben eines Rockstars führen ohne dessen Resourcen? Ich war blank, aber ich war jung und konnte noch auf den Strich gehen, in einem System grenzenlos freigesetzter Arbeitskräfte. Und so etwas nannte sich dann Utopie, jenseits der Leibeigenschaft." (Aus: arsenal, märz 18).

(1977) 

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Zeichnung (394) aus DIE BASIS DES MAKE-UP

"Gewichte, die Füße am Boden halten. Die Linien ihrer Sohlen können gelesen werden wie die der Hände. Eine Kombinatorik von Quadraten, die an ihrer Komplexität scheitert. Was ist die Aufgabe der Künste im 21. Jahrhundert, fragt die Akademie der Künste. Kunst entspringt der Notwendigkeit, Sprachformen und Begriffe zu erweitern, experimentell zu erforschen und davon Zeugnis abzulegen. Sie hat dabei nicht auf Verständnis und Mitleid zu hoffen, geschweige denn solches vorauszusetzen oder darum zu betteln. Kunst sollte sich nicht als Sozialarbeit begreifen und damit die Berufe des Sozialarbeiters oder Gestalters diskreditieren. Das Wort Aufgabe könnte implizieren, daß Kunst aufgegeben werden soll, erhöbe sie denn ein unabhängiges Haupt. Kunst hat aber keine Aufgaben, noch sollten ihr solche von Kritikern und Kuratoren politisch zugewiesen werden, um deren Vollstreckung zu kontrollieren. Falls sich Künstler Aufgaben stellen oder annehmen, ist das ihre Privatsache. Der Begriff 21. Jahrhundert ist eine haltlose Disposition." (Aus: arsenal, februar 18).

(1977) 

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Zeichnung (371) aus DIE BASIS DES MAKE-UP

"Gewichte, die Füße am Boden halten. Die Linien ihrer Sohlen können gelesen werden wie die der Hände. Eine Kombinatorik von Quadraten, die an ihrer Komplexität scheitert. Was ist die Aufgabe der Künste im 21. Jahrhundert, fragt die Akademie der Künste. Kunst entspringt der Notwendigkeit, Sprachformen und Begriffe zu erweitern, experimentell zu erforschen und davon Zeugnis abzulegen. Sie hat dabei nicht auf Verständnis und Mitleid zu hoffen, geschweige denn solches vorauszusetzen oder darum zu betteln. Kunst sollte sich nicht als Sozialarbeit begreifen und damit die Berufe des Sozialarbeiters oder Gestalters diskreditieren. Das Wort Aufgabe könnte implizieren, daß Kunst aufgegeben werden soll, erhöbe sie denn ein unabhängiges Haupt. Kunst hat aber keine Aufgaben, noch sollten ihr solche von Kritikern und Kuratoren politisch zugewiesen werden, um deren Vollstreckung zu kontrollieren. Falls sich Künstler Aufgaben stellen oder annehmen, ist das ihre Privatsache. Der Begriff 21. Jahrhundert ist eine haltlose Disposition." (Aus: arsenal, februar 18).

(1977) 

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Zeichnung (395) aus DIE BASIS DES MAKE-UP

"Ikonen unter sich: Jaqueline Kennedy und Aristotle Onassis in den entgegengesetzten Ecken der hintersten Bank einer Stretch-Limousine. Die Frau als Trophäe, die jeden Handschlag verweigert, oder als willfährige Beute, jenseits von Sex ihren Tauschwert repräsentierend. Überlagert wird dieses Grauen, das sich nicht entblödet, Familie zu spielen, von der weißen Silhouette eines Ausschnitts von Giovanni Fattoris Gemälde Die Explosion des Munitionslastwagens von 1904, aus einer Zeit, in der Malerei sich aufmachte, wissenschaftlich zu denken. Dazu der Beginn einer simplen Kombinatorik von schwarzen und weißen Quadraten, deren Ende abzusehen war, jedenfalls in der Kunst (Fortsetzung folgt). Szenenwechsel: Zur Lehre der Kunst im Zeitalter der technischen Bildmedien, also auch der Experimentellen Filmgestaltung (die sich der industriellen Revolution verdankt) ist ohne Einschränkung zu sagen: 'Das Experiment, das der Effizienz als Bedingung vorausgeht, setzt den verschwenderischen Irrtum voraus.' (Pierre Klossowski)." (Aus: arsenal, januar 18).

(1977) 

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Zeichnung (370) aus DIE BASIS DES MAKE-UP

"Ikonen unter sich: Jaqueline Kennedy und Aristotle Onassis in den entgegengesetzten Ecken der hintersten Bank einer Stretch-Limousine. Die Frau als Trophäe, die jeden Handschlag verweigert, oder als willfährige Beute, jenseits von Sex ihren Tauschwert repräsentierend. Überlagert wird dieses Grauen, das sich nicht entblödet, Familie zu spielen, von der schwarzen Silhouette eines Ausschnitts von Giovanni Fattoris Gemälde Die Explosion des Munitionslastwagens von 1904, aus einer Zeit, in der Malerei sich aufmachte, wissenschaftlich zu denken. Dazu der Beginn einer simplen Kombinatorik von schwarzen und weißen Quadraten, deren Ende abzusehen war, jedenfalls in der Kunst (Fortsetzung folgt). Szenenwechsel: Zur Lehre der Kunst im Zeitalter der technischen Bildmedien, also auch der Experimentellen Filmgestaltung (die sich der industriellen Revolution verdankt) ist ohne Einschränkung zu sagen: 'Das Experiment, das der Effizienz als Bedingung vorausgeht, setzt den verschwenderischen Irrtum voraus.' (Pierre Klossowski)." (Aus: arsenal, januar 18).

(1977) 

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Zeichnung (456) aus DIE BASIS DES MAKE-UP

"Die gezückten Beine der Rockettes in der Radio City Music Hall in NYC während einer Weihnachts-Show. Ihre militärische Ausrichtung erinnert an die Schwarmintelligenz von Tieren. Sie scheinen wie auf einem Rachefeldzug alles niederzutrampeln, und wollen doch nur lustig sein und das Militär persiflieren. Wer es glaubt, wird selig. Darunter heilende Hände, die sich auf die Schädeldecken zweier hingerichteter Seeräuber legen. Ihre abgeschlagenen Köpfe waren zur Abschreckung und zum Verwesen auf zwei Holzpfähle auf dem Grasbrook im Hamburger Hafen genagelt worden.  „HeHe“: Hermann und Heinrich. Heinrich konnte Hermann gut leiden, Hermann war es egal, und so hatten sie sich zusammen dem Rauben und Morden hingegeben, zuerst im Auftrag der Hanse und dann ganz fatalistisch gegen sie. Es tut gar nicht weh, wollte Heinrichs abgeschlagener Kopf noch aus dem Korb heraus zu Hermann sagen, aber dem war, wie gesagt, soundso alles egal. Er hatte nur den einen Wunsch, nicht als Funkenmariechen in Köln wieder auferstehen zu müssen." (Aus: arsenal, dezember 17).

(1983)

David Marc druckte die Zeichnung 1995 in seinem Buch Bonfire of the Humanities auf Seite 46 mit der Unterschrift ab: "With mental automation as with physical automation there is an inevitable transcendence of mere improvements in speed and efficiency", und eröffnete damit das Kapitel Drei des Buches: "Mass Memory – The Past in the Age of Television".

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Zeichnung (438) aus DIE BASIS DES MAKE-UP

"Zwei Frauen tasten sich in einem Büro gegenseitig die Lymphdrüsen ab, um eine mögliche HIV-Infektion zu diagnostizieren. Im Hintergrund grobe Daten aus der Vermessung eines Gehirnrindenfeldes zu Anfang des 20. Jahrhunderts. Gelesen wird, was auf den Tisch kommt. Die Furcht vor dem eigenen Mikrokosmos wird in den Makrokosmos projiziert, und der Makrokosmos in die Fingerspitzen, die nichts Gutes verheißen. Sechs stark vergrößerte Mouches volantes gleiten als Kleinstlebewesen verkleidet über die Bildfläche. Links oben ein einfacher Knoten in einem einzelnen schwarzen Haar, enorm vergrößert. Daß wir den Maßstab und die Relationen für unsere Wahrnehmungen wählen können, ist ein Resultat menschlichen Erfindungsgeistes. Sie dann zu interpretieren bleibt weiterhin eine Kunst. Gedanken haben die Angewohnheit, sich in etwas zu verlieren. Das ist ihre Arbeit. Aber statt gedankenverloren dazustehen, biegen die meisten Menschen zu früh ab, in die Krankheit der Rechthaberei. Der Rest steht allein da oder geht seines Weges." (Aus: arsenal, november 17)

(1996) 

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